Christoph Gérard Stein, Schauspieler - © Nadine Lang
Christoph Gérard Stein, Schauspieler - © Nadine Lang

Christoph Gérard Stein – Schauspieler aus Berufung

Christoph Gérard Stein (51) blickt auf eine umfangreiche Schauspielkarriere zurück. Der Deutsch-Franzose, der lange Zeit in Besançon und in Lausanne lebte, ist sowohl im Theater als auch in Filmproduktionen präsent. Zurzeit tritt er im Rhein-Main-Gebiet in markanten Rollen in den Mainzer Kammerspielen, im Kulturhaus Frankfurt, im Satiretheater Die Schmiere und in Kürze im Theater Alte Brücke auf. Zeitgleich arbeitet er in diversen Filmproduktionen, wie zuletzt in der Rolle eines DDR-Agenten in der TV-Produktion „Die Flick & Stasi Connection“ (Arbeitstitel) unter der Regie von Claus Räfle, die demnächst in der ARD ausgestrahlt wird.

„Die Festlegung auf „nur“ Theater oder „nur“ Film in Deutschland gefällt mir nicht“, sagt der vielseitige Schauspieler. „In Amerika treten bekannte Filmstars auch auf dem Broadway und kleineren Bühnen auf.“ Jedes Metier habe seine Feinheiten und Reize. „Ich finde die Kombination sehr spannend.“ An Frankfurt schätzt er die vielfältige, freie Theaterszene. „Das ist eine große Errungenschaft Frankfurts.“

Wichtig ist für ihn, dass die Rolle jeweils eine Herausforderung darstellt. Gerne spielt er gespaltene, ambige Persönlichkeiten. Als ein in den Regeln des Method Acting ausgebildeter Schauspieler arbeitet er die Biografie seiner Figuren aus und sucht nach persönlichen Anknüpfungspunkten. „Vielleicht passen Charaktere mit Tiefenwirkung gut zu mir“, überlegt er. Der dunkelhaarige Schauspieler, der auf dem ersten Blick einem jugendlichen Sunnyboy gleicht, sieht sich als nachdenklichen Menschen. „Mich interessieren Figuren, die auf der Oberfläche sympathisch und nett wirken, aber ein Geheimnis haben.“ Dabei lobt er das „elegante“ Spiel von Mads Mikkelsen in der Filmserie „Hannibal“. Während der „großartige“ Anthony Hopkins sich Hannibal mit Tierimprovisationen näherte, um möglichst furchteinflößend zu wirken, spielt Mikkelsen den Psychiater und Serienkiller mit glatter Oberfläche.

Für Christoph Gérard Stein stellte die Rolle des Macbeth 2011 im Gallustheater (Frankfurt am Main) einen Meilenstein dar. Weniger der „rhythmisierten“ Sprache Shakespeares wegen, wichtig war ihm vielmehr, kein bloßes Abziehbild eines Schurken zu bieten. „Man muss selbst glauben, dass mir das unter vergleichbaren Bedingungen auch so passieren könnte.“ Dabei freut er sich, wenn seine Schauspielpartner auf gleicher Augenhöhe arbeiten. „Das ist vielleicht gar nicht so sichtbar für den Zuschauer“, überlegt er. „Man muss wach sein für den Anderen und sich eben nicht mit dem zufrieden geben, was erarbeitet wurde.“ Er vergleicht diesen sensiblen Dialog mit einem Tanz. „Tatsächlich gibt es nicht viele Kollegen, die so wachsam sind. Wenn das passiert, dann ist es ein Geschenk.“

Doch nicht allein die Bandbreite schauspielerischer Darbietung, auch Inhalte und gesellschaftliches Engagement zählen für den Künstler. So setzt er sich mit zahlreichen Aktionen für Kinder ein und arbeitet als Lesebotschafter und Hörbuchsprecher mit dem Carl-Auer-Kinderbuchverlag zusammen. Klare Kante zeigen gegen Rassismus, auch der oft im Alltag versteckte, ist für ihn selbstverständlich. Davon kann sich der Zuschauer im Oktober in den Mainzer Kammerspielen überzeugen. In der Politsatire von Holger Böhme „Die meisten Afrikaner können nicht schwimmen“ spielt er unter der Regie von Ulrich Sommer die Hauptrolle des zwielichtigen Olivers. Im Oktober dreht er mit der Regisseurin Ariana Gansuh in Frankfurt am Main den Film „Oh, Father!“ Angeprangert wird hier, wie sich der Rassismus im Alltag behauptet.

Alle Fans „klassischer Rollen“ dürfen sich auf seine Auftritte im Kulturhaus Frankfurt als Rektor Sonnenstich, Dr. von Brausepulver und Vermummter Herr in Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ freuen.

Abdruck honorarfrei, Belegexemplar erbeten