Christoph Gérard Stein im Stil der 20er Jahre Foto: Daniel Dornhöfer
Christoph Gérard Stein im Stil der 20er Jahre Foto: Daniel Dornhöfer

Radio Live Show: Zeitreise in die Welt der 20er Jahre

MOMEM lädt am 23. November ein zur „Radio Live Show“. Der Startschuss fällt um 18 Uhr.

In Kürze darf man sich im Frankfurter MOMEM (Museum of Modern Electronic Music) auf eine außergewöhnliche Veranstaltung freuen. In dem Hochtempel der elektronischen Musik besinnt man sich auf deren Anfänge, die in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts fielen. Mit Schauspieler Christoph Gérard Stein als Ansager, Peter Pichler als Trautonium-Virtuose, Stephan Wuthe als Grammofon-Meister, Tobias Rüger als Ideengeber und Saxofonist sowie Harald Ochs als Rundfunk-Techniker tritt ein überzeugendes Expertenteam auf, das authentisch in die Zeit einlädt, als das Radio laufen lernte.

In den sogenannten „Radio-Live-Shows“, in denen wie die Bezeichnung erklärt, „live“ und nicht aus der Konserve gesendet wurde, kam erstmals das Instrument „Trautonium“ zum Einsatz. Ähnlich wie die heutigen Synthesizer konnte man damit die verschiedensten Klänge produzieren. Das Trautonium sollte zudem in die Filmgeschichte einziehen und überzeugte namhafte Regisseure wie etwa Alfred Hitchcock als „Soundmaschine“. Mit ihm wurden die berüchtigten Vogelschreie in Hitchcocks Thriller „Die Vögel“ produziert.

Die „Radio-Live.Show“ im MOMEM wurde von dem Musiker Tobias Rüger zusammengestellt. Das Publikum darf sich auf Original-Klänge eines historischen Trautoniums freuen, die der Trautonium-Virtuose Peter Pichler erzeugt. Dabei gelang Rüger ein weiterer Coup: Der bekannte Frankfurter Schauspieler Christoph Gérard Stein übernimmt die Rolle des Ansagers, der in den 20er Jahren nicht allein die Sendung moderierte, sondern maßgebend mitgestaltete. Stein wird als Ansager in „zeittypischer“ Sprache durch das Programm führen und die „neuartigen“ Instrumente und technischen Erfindungen erklären.

Christoph Gérard Stein, der in diesem Jahr u.a. mit seiner Rolle als NS-Pfarrer in dem preisgekrönten Film „Die Macht der Entscheidung“ für Aufsehen sorgte, ist dafür bekannt, dass er nahezu mühelos in vergangene Epochen, insbesondere in die 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, eintaucht und deren Zeitgeist ausdrückt. Er bereitet sich derzeit intensiv auf die Rolle des „Ansagers“ durch das Studium damaliger Live-Radiosendungen vor. „Auf der einen Seite spürt man Unsicherheit, und die Sprecher legen viele Pausen ein, andererseits herrschte ein gewisser Befehlston, daher der Begriff „Ansager“, so Stein.

Auch das ist Christoph Gérard Stein wichtig: Die Veranstaltungen fanden stets vor Publikum statt und strahlten eine gewisse Festlichkeit aus. Die Damen und Herren waren gut gekleidet, im Anzug und in einer Abendrobe. „Ich werde mich ebenfalls dem Anlass entsprechend kleiden, um auch äußerlich genau diese Atmosphäre der 20er Jahre und der Radio-Live-Show zu vermitteln.“

So hört sich ein Trautonium an …

Trautonium
„Filterspiel 02“ aus Filterspiel am Trautonium 2000
„Filterspiel 13“ aus Filterspiel am Trautonium 2000

VORTRAG & LIVE RADIO SHOW
Radio-Runde Neues Frankfurt VIII – Neues Musizieren auf neuen Instrumenten

DO, 23.11.2023, 18 bis 20 Uhr

Die Anfänge der elektronischen Musik in den 1920er-Jahren
Mit CHRISTOPH GÉRARD STEIN als Ansager, PETER PICHLER als Trautonium-Virtuose, STEPHAN WUTHE als Grammofon-Meister, TOBIAS RÜGER als Saxofonist und HARALD OCHS als Rundfunk-Techniker.

Ein Konzertabend zur neuartigen Klangwelt der elektronischen Musik von Professor Paul Hindemith für Trautonium, Saxofon und Schallplattenapparate.

„Das elektronische Musikinstrument stellt größte Anforderungen an den Geschmack.“
Diplom-Ingenieur Friedrich Trautwein


Das Ereignis wird auf Ultrakurzwelle 91,8 Megahertz und im Internet unter www.radiox.de/live übertragen.
Mit freundlicher Unterstützung des Hindemith-Instituts Frankfurt.
Limitierte Plätze, nur noch wenige Tickets erhältlich! Anmeldung erforderlich.

Weitere Informationen unter momem.org

Interview mit Christoph Gérard Stein anlässlich seines Auftrittes als “Ansager” in der Radio-Live-Show am 23. November 2023 im Frankfurter MOMEM (Museum of Modern Electronic Music)

Lieber Christoph, Du trittst in der Rolle des “Ansagers” in Kürze bei der von Tobias Rüger initiierten “Radio-Live-Show” auf, die in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts spielt. Was reizt Dich an den 20er Jahren?

Christoph Gérard Stein:
Das sind zum Teil vergleichbare Situationen zu heute. Da wurde vieles in Frage gestellt! Zudem gab es einen starken Drang bei Vielen, sich zu finden und man war auf der Suche nach Individualität.
Auf der anderen Seite gab es von außen kommende Situationen, die man kaum beherrschen kann: Kriege, Unsicherheiten, Wirtschaftskrisen, die sich anbahnten. Das heisst, es gibt durchaus Parallelen zwischen jetzt und den damaligen Zwanziger Jahren. Sie waren auch auch deshalb so faszinierend, weil vieles im Umbruch war und vieles möglich wurde. Man konnte Vieles neu ausprobieren. Das finde ich sehr spannend.

Du spielst in der Radio-Live-Show den “Ansager” Wie legst Du die Rolle an?

Die Titulierung “Ansager” darf man natürlich jetzt nicht aus heutiger Sicht betrachten, sondern aus der Historie des Rundfunks, des Radios, die damals überhaupt erst auf den Weg gebracht wurde. Radio, Rundfunk, existieren ja gar nicht so lange, erst seit circa 100 Jahren. In den Anfangszeiten konnte man sich nie sicher sein, was sozusagen bei den Empfängern ankam. Das erklärt auch, warum die “Ansager”, so hießen sie damals offiziell, überdeutlich und prononziert auftraten, aus heutiger Sicht leicht artifiziell sprachen. Einfach, weil sie viele Pausen eingelegt haben und alles sehr deutlich aussprachen. Sie wollten sicher gehen, dass das beim Hörer auch ankommt. Deswegen wurde vieles damals live produziert, also nicht aus der Konserve. Das kam erst später. Das heißt, sowohl die Musik, die eingespielt wurde, als auch die gesprochenen Texte wurden live eingesprochen. Es gab einfach noch nicht die Technik und die Mikrofone. Damals konnte man das nicht leisten, was heute alles möglich ist. Da hat man beim Anhören der alten Shows immer ein bisschen das Gefühl, dass es auf der einen Seite eine gewisse Unsicherheit gibt und die Sprecher bewusst Pausen einlegten. Auf der anderen Seite gab einen gewissen “Befehlston”, was auch den Ausdruck “Ansager” erläutert.

Wie legst Du die Rolle als Schauspieler an?

Ich will natürlich an die alten 20er Jahre Live-Sendungen erinnern! Deswegen habe ich mir alte Radiosendungen angehört. Vor allem geht es um die Sprache. Natürlich gab es zudem auch etwas Festliches, es war live und das Publikum war vor Ort. Da waren die Damen und Herren dann auch dementsprechend gekleidet. Gut gekleidet in Anzügen oder Smokings. Auch ich werde mich dem Anlass entsprechend kleiden, um der Situation gerecht zu werden. Denn die festliche Atmosphäre sollte übermittelt warden.

Welche Rolle spielt bei der Veranstaltung das “Trautonium”?

Der Begriff “Trautonium” war mir vorher nicht bekannt, wenngleich ich aber die Klänge des Instrumentes sozusagen schon kannte. Ich wusste noch nicht, dass es aus einem Trautonium stammt! Das Trautonium ist ja im Prinzip vergleichbar mit dem heutigen Syntheziser, der künstliche Klänge erzeugt. Ich kannte das tatsächlich aus alten Filmen wie etwa Alfred Hitchcocks “Die Vögel”. Die Vogelschreie wurden alle künstlich mithilfe eines Trautoniums produziert. Das finde ich sehr spannend. Man kann durchaus sagen, das waren die Anfänge der elektronischen Musik. Das wurde ja dann weiter entwickelt. Deswegen ist es auch sehr passend, dass diese Veranstaltung im Frankfurter Momem, im Museum Of Modern Electronic Music, präsentiert wird.

Das Gespräch führte Edda Rössler.