Vor dem Kulturhaus: Regisseurin Carola Moritz und Schauspieler Christoph Gérard Stein Foto: Edda Rössler
Vor dem Kulturhaus: Regisseurin Carola Moritz und Schauspieler Christoph Gérard Stein Foto: Edda Rössler

Probenbeginn von Heinrich von Kleists „Der zerbrochene Krug“

  • Beitrags-Kategorie:Projekte / Theater
  • Beitrag zuletzt geändert am:9. Oktober 2024
Vor dem Kulturhaus: Regisseurin Carola Moritz und Schauspieler Christoph Gérard Stein Foto: Edda Rössler
Vor dem Kulturhaus: Regisseurin Carola Moritz und Schauspieler Christoph Gérard Stein Foto: Edda Rössler

Mit großer Spannung haben die Proben zu Heinrich von Kleists Klassiker „Der zerbrochene Krug“ im Kulturhaus begonnen. Unter der Regie der Prinzipalin Carola Moritz wurde von Beginn an deutlich, dass diese Inszenierung einen frischen und unverbrauchten Zugang zu dem 1806 uraufgeführten Lustspiel sucht. Das wird kein bequemes Volkstheater zum Schenkelklopfen, verspricht sie. „Wir versuchen ja immer, aus historischen Stücken das herauskitzeln, was für die heutige Zeit und ein teilweise auch jüngeres Publikum interessant ist“, sagt Moritz.

Da hat sie bei dem „Zerbrochenen Krug“, bei dem der Dorfrichter Adam über seine eigene Missetat verhandelt, eine Menge an Aktualität festgestellt. Machtmissbrauch, Kritik am Staat, der Behörde und seinen Ordnungsmächten sowie eine große Portion Arroganz der Justiz dem Bürger gegenüber. Zudem schwinge der Vorwurf der Vergewaltigung mit und wie damit umgegangen wird. Auch das ist vorhanden: Ein unbesorgter Umgang mit Privatheit. Ähnlich unbeschwert wie heute in den Social Media habe damals die junge Protagonistin Eve Zutritt in ihre Privatsphäre zugelassen.

Mit an Bord ist Schauspieler Christoph Gérard Stein, der als Spezialist für mysteriöse Figuren gilt und bereits in „Corpus Delicti“ als zynischer Journalist Heinrich Kramer überzeugte. Stein freut sich über die Rolle des zwielichtigen Gerichtsrats Walter im „Zerbrochenen Krug“. Für ihn sei das ein ambivalenter Charakter, der einerseits im Auftrag des Staats die Rechtspflege auf dem Land verbessern soll, dennoch mehr an der Stabilisierung des bestehenden Machtgefüges interessiert sei. „Er sieht sich als Teil dieses Machtgefüges und ist darum bemüht, seinen eigenen Bereich zu sichern“, erklärt Stein. „Einerseits muss ich seine Autorität und Machtposition verkörpern, andererseits lasse ich durchblicken, dass Walter durchaus bereit ist, das eine oder andere unter der Hand zu regeln.“

Mit Christoph Gérard Stein, der „hintergründige Figuren mit großer Präzision“ spiele, habe sie bereits ein As aus dem Ärmel gezogen, davon ist Moritz überzeugt. Ein weiteres Plus sei die Arbeit mit einem insgesamt hochkarätigen Ensemble, das sie gut kenne. Viele von ihnen treten seit geraumer Zeit im Kulturhaus auf. So ist die u.a. aus den Kammerspielen Wiesbaden bekannte, vielseitige Judith Speckmaier als Marthe gesetzt. Der trickreiche Leonard Schärf (u.a. Brüder Grimm Festspiele Hanau) wird einen originellen Ruprecht darstellen. Mit Spannung blicken darf man auf Pia Louise Jahn als Eve (u.a. bekannt aus dem Gallus Theater Frankfurt). Auch Jürgen Knittl als Schreiber Licht (u.a. Theater Neue Bühne Darmstadt) wird ebenso wie der renommierte Jochen Nötzelmann als Dorfrichter Adam (u.a. Fritz Rémond Theater und Hessisches Landestheater Marburg) überzeugen.

„Die Spielfreude kommt genau dann zum Ausdruck, wenn man merkt, dass ein Ensemble wirklich zusammenarbeitet und sich gemeinsam ein Stück erarbeitet hat“, sagt Moritz. Dennoch, trotz all der vielen Freiheiten gibt es eine klare Linie, die die Regisseurin vorgibt. „Natürlich entwickeln sich die Figuren während der Proben, aber im Großen und Ganzen halten wir an der ursprünglichen Vision fest“, erläutert sie.

An der Premiere im November wird mit Hochdruck gearbeitet. So sind noch etwa vier bis fünf Probenblöcke geplant, bis das Stück „premierenreif“ sei. Nicht zuletzt gelte es, sich der Herausforderung der Kleist’schen Originalsprache mit Blankversen, bei denen zuerst das Prädikat, dann das Subjekt folge, zu stellen.

Die Premiere von „Zerbrochener Krug“ findet am 11. November statt. Bereits jetzt sind Tickets erhältlich.

Ein gutes Team! Regisseurin Carola Moritz und Schauspieler Christoph Gérard Stein Foto: Edda Rössler
Ein gutes Team! Regisseurin Carola Moritz und Schauspieler Christoph Gérard Stein Foto: Edda Rössler