Christoph Gérard Stein, Fotograf: Daniel Dornhöfer
Christoph Gérard Stein, Fotograf: Daniel Dornhöfer

Zauberei auf dem Sender! Live am Donnerstag, den 24. Oktober um 20 Uhr von Radio X übertragen

Musiker Tobias Rüger und Team bringen das erste Hörspiel, das jemals in Deutschland über den Sender lief, zurück in die Wohnzimmer. Der Startschuss fällt am Donnerstag um 20 Uhr.

Das Live-Spektakel wird in der Frankfurter Wohnung des international renommierten Saxofonisten und Regisseurs Tobias Rüger zusammen mit einem zehnköpfigen künstlerischen Team performt. Radio X überträgt die Aufführung live. Mit an Bord: Schauspieler Christoph Gérard Stein in der Doppelrolle als „Leiter“ und „Zauberer“. Zum Team zählen ebenfalls Ingrid El Sigai, Armin Flesch, Stanislav Rosenberg, Philipp Hunscha, George Madikas, Giuseppina Gallero, Brigitte Leistikow, Jürgen Knittl und Harald Mathes.

„Was heute noch erfrischend daherkommt, war damals revolutionär“, betont Tobias Rüger. Er ist überzeugt, mit Christoph Gérard Stein in den beiden maßgebenden Rollen als „Leiter“ und „Zauberer“ einen kongenialen Partner zu besetzen. „Ich freue mich auf die erneute Herausforderung, Radio live und noch dazu in besonders herausfordernden Rollen zu verkörpern“, so Christoph Stein. Bereits im vergangenen Jahr traten beide gemeinsam im MOMEM in der Retro „Radio-Live-Show“ auf.

Der Sendetermin wurde mit Bedacht gewählt. Denn die Premiere des ersten in Deutschland aufgeführten Hörspiels fand genau vor 100 Jahren am 24. Oktober statt. Das experimentelle Werk aus der Feder des Radiopioniers Hans Flesch wurde seinerzeit live von der SÜWRAG Frankfurt am Main übertragen. Das Stück geht spielerisch mit der neuen Radiotechnik um und lotet die Möglichkeiten des „neuen“ Mediums aus.
Die Zuhörer erwartet ein kunterbunter, amüsanter und auch musikalisch anspruchsvoller Hörgenuss. So viel sei verraten: Ein ominöser Zauberer wird das geplante Sendeprogramm auf den Prüfstand stellen und die Hörroutine gehörig durcheinanderwirbeln. Dabei wird der Zuhörer selbst Zeuge der Störung, bangt mit den Verantwortlichen und darf sich über viele, oft in Montageform dargebotene Überraschungen freuen.

Als 1923/ 1924 die ersten Programmsender gegründet wurden, herrschte Langeweile auf dem Äther. Morgens Gymnastik und kirchliche Feiern, mittags Kochrezepte und Zeitsignale, gefolgt von einem Konzert oder einem „belehrenden“ Vortrag am Abend und zum Schluss das Deutschlandlied. Der Frankfurter Hans Flesch Arzt und künstlerischer Leiter der Südwestdeutschen Rundfunkdienst AG schuf mit seiner Arbeit die Grundlage für eine neue Kunstform, die sich speziell dem Medium
Radio widmete und auf Experiment setzte. Er galt als Visionär, der neue Wege für das Radio beschritt und den Rundfunk als Kunst- und Kommunikationsform prägte.

Hans Flesch
Hans Flesch, geboren am 18. Dezember 1896 in Frankfurt am Main, war ein deutscher Rundfunkpionier und Arzt, der sich als Intendant und Hörspielautor einen Namen machte. Besonders bekannt wurde er durch das erste deutschsprachige Hörspiel „Zauberei“ auf dem Sender, das er 1924 schrieb und welches als Meilenstein der Radiokunst gilt. Als jüngstes Kind des Juristen und Sozialreformers Karl Flesch wuchs er in einem intellektuellen Umfeld auf. Nach seinem Medizinstudium in Heidelberg mit dem Schwerpunkt Radiologie wandte er sich dem Rundfunk zu und wurde 1924 künstlerischer Leiter der Südwestdeutschen Rundfunkdienst AG in Frankfurt. Dort schuf er mit seiner Arbeit die Grundlage für eine neue Kunstform, die sich speziell dem Medium Radio widmete.

Hans Flesch galt als Visionär, der neue Wege für das Radio beschritt und den Rundfunk als Kunst- und Kommunikationsform prägte. In seiner Zeit als Intendant der Funk-Stunde Berlin ab 1929 förderte er innovative Hörspielproduktionen und arbeitete mit namhaften Künstlern wie Bertolt Brecht und Walter Benjamin zusammen.

Doch seine fortschrittlichen Ideen stießen auf Widerstand. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Flesch 1933 inhaftiert und verlor seine Stellung. Der als „Halbjude“ verfolgte Künstler durfte nach dem sogenannten „Reichs-Rundfunk-Prozess“ nicht mehr arbeiten und wurde gezwungen, sich mit Gelegenheitsjobs durchzuschlagen. Im April 1945 verschwand Hans Flesch unter ungeklärten Umständen während des Kriegs. Man vermutet, dass er als Arzt in den letzten Kriegstagen im Einsatz war.

Seine Bedeutung für die deutsche Rundfunkgeschichte bleibt jedoch unbestritten. 2004 wurde in seiner Heimatstadt Frankfurt der Hans-Flesch-Platz eingeweiht, eine Hommage an den Pionier, der den Rundfunk als Kunstform revolutionierte.

Christoph Gérard Stein
Christoph Gérard Stein (53) blickt auf eine umfangreiche Schauspielkarriere zurück. Der Deutsch-Franzose, der lange Zeit in Besançon und in Lausanne lebte, ist sowohl im Theater als auch in Film- und TV-Produktionen präsent. In Kürze feiert er in Heinrich Kleists „Der Zerbrochene Krug“ im Kulturhaus Frankfurt als Gerichtsrat Walter Premiere.

„Ich verwandle mich gerne in Figuren, die in vergangenen Jahrzehnten oder Jahrhunderten lebten.“

Christoph Gérard Stein, Fotograf: Daniel Dornhöfer
Christoph Gérard Stein, Fotograf: Daniel Dornhöfer